Die Ausschreibung selbst war schon aussagekräftig und eine Herausforderung. So soll es doch in 2 Etappen von Brandenburg an der Havel nach Rathenow (48 Km) und dann am zweiten Tag weiter nach Havelberg (43 Km) gehen. Vom TKV konnten sich für diese Tour Roland, Jörg, Dirk (musste leider aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig absagen) und Aron begeistern.
Am Freitag den 11.05.2012 wurde das Auto mit unseren 2 Booten sowie Gepäck beladen, dann ging es nach Brandenburg an der Havel. Als Jörg und ich dort eintrafen, hatte Roland (fuhr mit dem Zug voraus) Zelt und Boot schon aufgebaut und alle notwendigen Formalitäten erledigt. Wir wurden gleich noch mit der Tourenkleidung ausgestattet (Blaues T-Shirt und Basecap im Zeichen des Blauen Bandes). Für das leibliche Wohl war auch gesorgt. Für die Mittagsrast beider Tourentage gab es die entsprechenden Essensmarken. Nachdem wir unsere Zelte aufgebaut und Boote abgelegt hatten, ging es los zu einer Stadtbesichtigung in Brandenburg an der Havel. Der gemütliche Ausklang des Abends erfolgte dann in der „Karpaten Hütte“ direkt auf dem Vereinsgelände der „BKV Freie Wasserfahrer 1925 e.V.“, bei denen wir zu Besuch waren.
Für 09:00 Uhr am Samstag den 12.05.2012 war der Start angesetzt. Natürlich mussten bis dahin Zelt abgebaut und das ganze Gepäck im Boot verstaut sein. Die Anzahl der Starter hatte sich am Morgen ungefähr nochmals verdoppelt. Viele aus der Region reisten erst am Morgen an. Zur Startzeit begann Heike als Tourenleiterin uns alle willkommen zu heißen (es kamen Starter aus dem gesamten Bundesgebiet sogar aus dem weit entfernten Bayern, sowie aus Schleswig Holstein und aus Westfalen). Es wurde der Tourenablauf erklärt und dann das Wort an die Bürgermeisterin von Brandenburg an der Havel, Frau Dr. Dietlind Tiemann, übergeben. Nach der Tourenleiterin wünschte auch sie allen Beteiligten viel Glück und Spaß für die Tour die im Zeichen der in BUGA 2015 stand.
Nach den netten Worten hieß es dann alle Mann in die Boote und Steg wässern, na wohl eher ungewollt. Es war schon spannend zu sehen, wie ca. 70 Paddler versuchen, schier gleichzeitig in die Boote zu steigen. Irgendwann gab der Schwimmsteg einfach nach durch die ungewohnte Belastung und es gab nasse Füße. Wir hatten unsere Boote schon auf dem Steg zu liegen, jedoch dauerte es eine ganze Weile bis wir sie dann im Wasser hatten und einsteigen konnten. Dann folgten noch ein paar offizielle Pressefotos und es ging die Havel hinab. Wir starteten bei Havelkilometer 59 und die ersten 4 km waren im gemütlichen Tempo und noch sehr entspannt. Man könnte auch sagen die Ruhe vor dem Sturm. Mit der Einfahrt auf den Breitlingsee und dann auf der Weiterfahrt auf dem Plauersee blies uns ein anständiger Wind entgegen und baute ordentliche Wellen auf. Es war für alle eine entsprechende Herausforderung schon direkt am Anfang der Tour. Ich versuchte jedes bisschen Windschutz auszunutzen, nur leider war davon nicht viel zu finden. Mit der Einfahrt in Plaue nach 7 Km über die Seen ging es dann auf der Havel weiter, die Wellen wurden flacher aber der Wind blies weiterhin ordentlich, natürlich von vorne. Die Havel schlängelt sich hier durch das Brandenburger Land und bei jeder Kurve hoffte man auf wechselnden Wind, wurden jedoch immer dadurch überrascht, dass er auch dort wieder von vorne kam. Das Land rings herum ist flach und Bäume stehen dort nur vereinzelt, ohne Windschatten zu bieten. So kämpfen wir uns dann weiter und bei Havelkilometer 78 war dann auch die Mittagsrast in Kützkow erreicht, ca. 1 Stunde hinter dem eigentlichen Zeitplan. Sichtlich geschafft aber glücklich waren alle auf das verdiente Essen gespannt. Es gab 2 Jägerschnitzel, einen viertel Blumenkohl mit Kartoffeln sowie Sauce Hollandaise und Butter. Logistisch für die Masse von 70 Leuten nicht gerade die beste Lösung... geschmeckt hat es auf jeden Fall sehr gut.
Nach dem Essen wieder in die Boote und weiter auf der Havel. Das Schleusen in Bahnitz stand auf dem Programm. Mit vollem Bauch paddelt es sich schwerer, aber ansonsten hat sich nichts verändert. Der Wind blies uns anständig in Gesicht. Ein Schubverband überholte uns, leer und recht zügig, wollte natürlich vor uns in der Schleuse sein, was ihm auch gelang jedoch nicht viel nützte, denn man wartete dort auf uns. Der Schubverband lag schon in der Schleuse (es hätten hier vier dieser Größe rein gepasst) und dann kamen wir mit unseren Kanus (vielleicht so wie früher die Ente in der Badewanne?). Das Schleusen ging recht schnell und es war windstill. Aber wie zu vermuten blieb es nicht dabei. Auf der Weiterfahrt gab es wieder anständig Gegenwind und in Premnitz stand noch ein offizieller Empfang vom Bürgermeister auf dem Programm, der wohl dem Zeitplan zum Opfer fiel. Jedoch feierten die Premnitzer fröhlich ihr Havelpromenadenfest. Wir fuhren dann weiter, auf Höhe Milow fuhr ich dann neben einem „Einheimischen“ (vom Havelberger Wassersportverein) der in diesem Dörfchen aufgewachsen ist und von dieser Zeit sprach. Irgendwann so bei Havelkilometer 95 waren auch wir drei TKV'ler mal vereint und fuhren zusammen. Von Roland kam dann mal der kurze Hinweis auf das „Abendprogramm“, Autos umsetzen war noch geplant ab 18:30 Uhr. Für mich unverständlich, wenn wir aufgrund der Witterungsbedingungen mehr als eine Stunde Verzug haben, am eigentlichen Terminplan festzuhalten, aber es half ja nichts. So erhöhten Jörg und ich die Schlagzahl, natürlich immer noch bei Gegenwind. Jörg haute so ins Paddel, dass selbst ich nicht mehr folgen konnte. Fuhr zwar selbst auch an so manchem Zweier vorbei, Jörg war jedoch schon ein ganze Stück davon geeilt. Na es ist ja noch ein Stückchen. Das Tagesziel beim „Rathenower WSV Kanu 1922“ ist bei Havelkilometer 103,5. Die Schlagzahl kann vielleicht ein Profisportler halten, aber nicht wir. So kamen Jörg und ich dann fast gleichzeitig in Rathenow am Tagesziel so gegen 18:00 Uhr an, sichtlich geschafft aber glücklich. Die Boote schnell aus dem Wasser, zu einer schönen Stelle fürs Zelt getragen, eben dieses dann aufgebaut und für die verdiente Nachtruhe vorbereitet.
Der Minibus von einem gesponserten Taxiunternehmen fuhr pünktlich auf den Hof. Schnell noch die Empfangsbockwurst abgeholt und dann ging es schon wieder zurück nach Brandenburg an der Havel. Das Wetter sah noch freundlicher aus. Der Wind ließ scheinbar nach. Aber an den Stellen, die man vom Bus aus einsehen konnte auf die Havel, sah es nicht besser aus als wir es schon kannten. In Brandenburg an der Havel angekommen stiegen wir alle in unsere Autos und folgten dann in Kolonne dem Taxi. Das ein oder andere Auto verließ die Formation mit dem Ziel Rathenow, so dass dem Taxi schlussendlich 5 Autos folgten. Dies war nochmals eine sportliche Fahrt über die Landstraßen (das Taxi fuhr ein ordentliches Tempo), an Rathenow vorbei war dann mal Havelberg ausgeschildert mit noch 26 km. Hätte wohl lieber mein Auto hier schon abgestellt als weiterzufahren, aber den Mitstreitern ging es ähnlich und die Tour zurück von Havelberg nach Rathenow wurden wir ja dann wieder gut gefahren. Ein Dank an die Organisation: es hat super geklappt.
Der nächste Morgen begann schon eine Stunde früher. Offizieller Start war um 8:00 Uhr. Am zweiten Tag hat man schon „Übung“ mit dem Vorbereiten oder auch nicht, aber irgendwie ging alles sehr gut von der Hand, auch das Einsteigen. Auf dem Wasser pfiff der Wind nun mal in Fahrt- und Strömungsrichtung. Die Bitte der Tourenleitung an uns ca. 50 Boote, etwas zu warten für eine kurze Ansprache, war unter diesen Umständen eine Herausforderung der ganz anderen Art. Nach der Einweisung für den zweiten Tag ging es dann los Richtung Schleuse Rathenow. Dort vor der Schleuse wurden wir empfangen natürlich von Heike und von Bürgermeister Herrn Ronald Seeger. Beide wünschten uns alles Gute für die bevorstehenden Kilometer. Der Bürgermeister sponserte noch ein wenig Wegzehrung, die Heike dann in der Schleuse akrobatisch verteilte. Begleitet wurden wir von 2 Viererruderbooten (einer mit und einer ohne Steuermann) vom „Rathenower RC Wiking“ bis zur Schleuse Grütz. An der Schleuse angekommen bei Havelkilometer 117 war der „ältere“ Vierer an dem Steg, den auch ich nutzen konnte zum kurzen Ausstieg. Wir kamen über das Alter des Ruderbootes (aus den 80er) auf das Alter der Besatzung zu sprechen: die Schlagfrau als jüngste ist Mitte 50 und dann folgen Mitte 60 und zweimal Mitte 70. Schon beachtlich, aber bis Havelberg wollten sie dann doch nicht mehr mitfahren. „Ja früher...“, hieß es da nur. Nach der Schleuse ging es dann weiter die Havel entlang, vorbei an Molkenberg, um dann bei Havelkilometer 126,5 den wohl schönsten Teil der Tour in Angriff zu nehmen. Hier bogen wir dann rechts ab in einen kleinen Verbindungskanal der uns durch eine kleine Brücke mit Wehr in die Gülper Havel führte, Teil des Naturschutzgebietes Gülper See. Wir kamen dann zur Gülper Schleuse und / oder Wehr, denn wer wollte und sich traute fuhr einfach das links liegende Wehr herunter oder man gönnte sich die Schleusung, eine sehr kleine Schleusenkammer und von Hand bedient, es passten so 6-8 Boote hinein. Roland und Jörg nutzten das Wehr, ich gönnte mir noch eine Schleusung (die Damen vom Naturschutzgebiet hatten sichtlich zu tun). Einen Kilometer später wurde es nochmals spannend, denn dort gab es eine Gabelung und von der Havel wurde über ein Wehr Wasser gespeist, selbst die Zweier hatten sichtlich Mühe die Boote auf Kurs zu halten, aber dann waren es nur noch knapp 2 km bis zur Mittagsrast in Strodehne. Hier wurde dann auf alle Paddler gewartet und es gab noch ein paar Worte von der Lokalpolitik, in Person des Bürgermeisters von Strohdene Wolfgang Schwuchow. Jedoch warteten alle nur sehnlichst auf das Essen, dieses folgte dann und logistisch sicher besser gelöst als am Samstag. Es kamen für jeden Tisch in Schüsseln Kartoffeln, Reis und Frikassee. Es schmeckte wieder super und wir waren gut gerüstet, die letzten Kilometer in Angriff zu nehmen. Ab hier konnten alle Teilnehmer frei fahren, kein Führungs- und „Besenboot“ mehr. So fuhren wir zu dritt dann recht bald weiter, wir waren ja „erst“ bei Havelkilometer 131 und bei 146 stand das Auto, also nichts wie weiter paddeln. Es war wunderschön, ab und zu mal wieder Wind von vorne, aber nicht zu vergleichen mit dem Samstag, wunderschöne Ausblicke auf grüne Wiesen mit leicht bergigem Charakter und dazu wunderschöne Wolken in weiß und auch mal im tiefen Grau die aber keinen Regen nieder ließen. Vögel zwitscherten vergnügt und ein Kuckuck rief weit entfernt. Irgendwo haben wir dann auch das Bundesland Brandenburg verlassen und sind in Sachsen Anhalt eingefahren, die Alte und Neue Dosse passiert (Havelkilometer 135). Roland hatte mit einem Paddelkollegen aus Dessau, der den Kanustil perfektioniert hatte, ein schönes Tempo vorgelegt, dem wir nicht so wirklich folgen konnten, na folgen noch aber nicht aufschließen. So fuhren Jörg und ich wieder die letzten Kilometer im Formationsflug die Havel entlang und wurden belohnt mit einer sehenswerten Skyline von Havelberg. Die Fahrt durch die Stadt hätte durchaus auch noch 5-10 km länger sein können. Roland erwartete uns bereits auf dem Steg vom „ Havelberger Wassersportverein“. Nachdem die Boote auf der Wiese lagen, kam dann Heike an und überreichte uns noch einen schönen Anstecker. Na so ein wenig fühlt es sich ja an wie eine Goldmedaille, eine sehr schöne Geste. Sie machte dann auch noch ein schönes Foto von uns dreien. Mit zwei Booten auf dem Dach, einem Faltboot im Gepäck und natürlich viel Ausrüstung im Kofferraum ging es für uns drei dann zurück Richtung Bootshaus TKV. Was keinen Platz im Kofferraum benötigte, waren die vielen schönen Eindrücke der Fahrt die wir natürlich auch im Gepäck hatten. Heike gaben wir das Versprechen, bei der nächsten Fahrt wieder dabei zu sein, wenn wir die Tour dann auch gerne mit weniger Wind buchen würden.
Die Tour war ein voller Erfolg und sehr gut organisiert. Wenn dieses ein Test sein sollte für die BUGA 2015, dann kann diese ja nur ein Erfolg werden. Viel Glück hierfür!
Zum Nachverfolgen der Tour im Jübermann Tourenatlas TA 5 & 6 (Angaben für TA 5: 4. Auflage 2009 und TA 6: 3. Auflage 2007)
- TA 5 Seite 14 Brandenburg an der Havel bis Premnitz
- TA 5 Seite 16 Premnitz – Rathenow – Grütz
- TA 5 Seite 17 bis Havelberg
- TA 6 Seite 18 Ankunft in Havelberg (Detailkarte 1)
Roland, Jörg und Aron