„Da draußen ist es so langweilig, da freut man sich, wenn die erste Tonne kommt !“
Als Daniel vor knapp einem Jahr die Vorankündigung der neuen Kurse zum EPP3 rumgemailt hatte, war ich neugierig geworden: was hat es damit auf sich? EPP steht für Europäischer Paddelpass. Es ist ein auf europäischer Ebene geschaffenes System, in verschiedenen Graden Kenntnisse im Paddeln zu vermitteln oder nachzuweisen. Zum einen verfolgt man damit das Ziel, den Paddler „zur Überprüfung und Vertiefung seiner Kenntnisse zu animieren“, zum anderen kann es dazu benutzt werden, einen bestimmten Kenntnisstand abzufragen, der besonders bei internationalen Veranstaltungen verlangt wird. Es gibt ihn in 5 Stufen, wobei er sich ab Stufe 3 in „Wildwasser“ und „Küste“ aufgliedert. In diesem Fall geht es um den EPP3 (Küste), also um das „Küstenkanuwandern“ oder einfach um das „Seekajak fahren“ auf der Nordsee.
War ich durch Daniel, Gero und Silke schon vom Seekajak fahren angefixt, schaute ich also gleich mal nach, worum es da ging, und staunte nicht schlecht, was es da noch alles zu lernen gab – und meldete mich an. In diesem Fall bot Udo Beier, der beim DKV Referent für das Küstenkanuwandern ist, diese Kurse an, und zwar in 3 aufeinander aufbauenden Teilen :
- der Theorie-Workshop in Hamburg mit Praxisübungen zu Rettungstechniken im Hallenbad
- ein Wochenende Brandungspaddeln auf Nord- oder Ostsee,
- die Einweisungsfahrten zwischen nordfriesischen oder ostfriesischen Inseln, auf denen einem unter Praxisbedingungen die.Eigenheiten des Paddelns unter Tidenbedingungen vermittelt werden sollen
- Als zusätzlicher Teil müssen noch die Hausaufgaben genannt werden, die jeder Teilnehmer bearbeiten muss, der letztendlich das Zertifikat des EPP3 in Händen halten will.
Der Theorie-Workshop
Der Workshop fand an einem Wochenende im März in Hamburg im Vereinshaus des ACC statt, in dem Udo Beier kanumäßig angesiedelt ist. Hier wurde insbesondere auf das eingegangen, was das Paddeln auf der Nordsee vom Paddeln in anderen deutschen Revieren heraushebt: die Tide. Nicht nur, dass das Wasser dort mal höher, mal niedriger steht, es fließt ständig hin oder wieder her (oder auch mal nicht), es gibt also Strömungen, die man für sich nutzen kann, wenn man sie beachtet, aber auch gegen sich haben kann, meint man, sie nicht beachten zu müssen. Wir lernten Gezeitenkalender und Strömungskalender kennen und anhand einer Tourenplanung bekamen wir vermittelt, wie man sie nutzt. Die Seekarte muss gelesen werden, Zahlen interpretiert, Zeichen gedeutet, eine ganze Menge gerechnet werden, will man sich da zurecht finden. Überhaupt ging er auf viele Hilfsmittel und Ausrüstungsgegenstände ein, die beim Seekajak fahren notwendig oder nützlich sind, ebenso auf Voraussetzungen, die man selbst erfüllen sollte. Weitere Themen waren Ausweich- und Fahrregeln, Signale, Seenotsignalmittel, Regelungen zum Befahren und Betreten von Schutzgebieten, Gewässerschwierigkeiten und Revierauswahl.
Udo Beier bestritt den Workshop aber nicht allein, auch andere Referenten kamen zu Wort und vermittelten uns ihr Spezialwissen: der Meteorologe Thomas Martin erzählte Wichtiges zu Wetter, Wolken, Wind und Wellen. Eckart Pfeffer brachte uns die Navigation und wichtige Informationen zur Orientierung auf den Seekarten wie auf dem Wasser nahe, und Jens Kreyser bekam die Gelegenheit, uns etwas ganz besonderes vorzustellen: selbst einst ein Bootsbauer, hat er die verschiedenen Typen von Eskimoqajaqs mit ihren regionalen und historischen Eigenheiten recherchiert und in maßstab- und detailgetreuen Modellen liebevoll nachgebaut.
Am Samstag abend fuhren wir nach dem Abendessen noch in ein Hallenbad: hierfür mussten wir sogar unsere Boote mitbringen, mit denen wir uns mal mit Udo auf Paddeltour begeben würden. Das hat seinen Sinn: Udo möchte sich vergewissern, dass die Boote seiner Tourenteilnehmer einen gewissen Sicherheitsstandard erfüllen. Dazu inspizierte er erstmal jedes Boot und sparte nicht mit Kritik, wenn er der Meinung war, dass bestimmte Details an einem Boot nicht seinen Vorstellungen eines gut ausgestatteten Seekajaks entsprach.
Anschließend wurden uns die Rettungs- bzw. Wiedereinstiegstechniken vorgeführt, die wir beherrschen müssen, wollen wir mit Udo Beier auf Tour gehen: Paralleleinstieg, V-Einstieg und Eskimorettung. Wir bekamen Zeit zum Üben untereinander, dann mußten wir sie Udo vorführen und uns von ihm „abnehmen“ lassen. Gleichfalls gehört zum EPP 3, dass man die Eskimorolle wenigstens in der Halle vorführen kann – auch das konnten wir uns hier bestätigen lassen.
Wer danach noch nicht müde war, fand sich in den Clubräumen des ACC zu einer geselligen Runde zusammen. Die von weiter her Angereisten konnten im Clubhaus übernachten. Insgesamt hatte dieses Wochenende ein prall gefülltes Programm. Dass nicht alles angesprochen wurde, was Udo und die anderen Referenten zum Thema zu erzählen gehabt hätten, wurde deutlich, wenn man sich die mitgelieferten Skripte anschaute.
Die Brandungsübungen
Die Brandungsübungen fanden Ende April an der Ostsee in Rettin bei Neustadt statt. Bei den Brandungsübungen geht es darum, sich mit seinem Seekajak bei Wellengang im küstennahen Bereich zu bewegen, also dort, wo durch sich brechende Wellen in der sogenannten Brandungszone am ehesten schwierige Wellenbedingungen vorkommen.
Diese Brandungswellen finden sich besonders dann an einer Küste, wenn der Wind vom Meer auf das Land zuweht und damit die Wellen auf die Küste zutreibt. Besonders beim Start einer Tour oder nach einer Pause oder eben beim Anlanden ist es notwendig, unter diesen Bedingungen die Brandungszone durchpaddeln zu müssen.
Dabei kann das Losfahren vom Strand aus schon mal zur größten Herausforderung einer Tour werden, es gibt aber Techniken, wie man es dann doch schaffen kann. Befindet man sich in den Wellen, kann man je nach Wellenhöhe die „flache“ oder die „Hohe Stütze“ anwenden, um nicht von einer Welle umgeschubst und zum Kentern gebracht zu werden.
Da bei Festlegung des Termins für die Brandungsübungen nicht absehbar ist, wie am betreffenden Wochenende die Windrichtung und die Wellenbedingungen sein werden, hatte Udo von vornherein zwei Möglichkeiten von Austragungsorten in Erwägung gezogen: St. Peter Ording an der Nordsee oder Rettin an der Ostsee. Zwei Tage vorher gab er bekannt, dass wir uns in Rettin treffen würden. Letztendlich waren dort auch keine Brandungsbedingungen, der Wind zu schwach, die Wellen zu flach, das Meer zu glatt. Lediglich am Samstag Nachmittag frischte der Wind etwas auf, was aber auch nur geringfügig mehr Wellengang verursachte.
Die Techniken bekamen wir aber auch so von Udo vermittelt, assistiert durch Thomas, Rudi und Bernd. Daneben übten wir auch die Wiedereinstiegstechniken, die sich Udo von jedem vorführen ließ, und wer wollte, konnte Rollen. Allerdings war das Wasser mit etwa 10° C nicht wirklich so warm, dass wir uns trotz Trockenanzug gerne länger im Wasser aufhielten. Ansonsten paddelten wir bei schönem Wetter am Samstag nach Neustadt, am Sonntag nach Grömitz. Abends saßen wir noch gemütlich zusammen und grillten, als wir schließlich noch beim Campingplatz-Imbiss zusammenhockten, überraschte uns kräftiger Regen und bald zog sich einer nach dem anderen in sein Zelt zurück.
Die Einweisungsfahrt Spiekeroog:
Die Einweisungsfahrten sind der Höhepunkt dieses Kurses zum EPP 3. Nur wer vorher bei Udo einen Workshop und die Brandungsübungen mitgemacht hat, kann auch bei einer der Einweisungsfahrten mit, wobei nicht alle Veranstaltungen in einem Jahr absolviert werden müssen.
Udo bietet pro Jahr zwei Einweisungsfahrten an:
- Ostfriesische Inseln um Spiekeroog
- Nordfriesische Inseln um Langeness
Die zur jeweiligen Einweisungsfahrt mitgelieferten Hausaufgaben sollten vorher bearbeitet werden und dienen zur guten Vorbereitung auf diese Tour, sind aber nicht unbedingte Voraussetzung. Auf jede Einweisungsfahrt werden bis zu 6 „Schüler“ mitgenommen, weitere Gäste können mitfahren, die schon den EPP 3 absolviert haben (oder ähnliche Kenntnisse vorweisen können) und dann als Udos Assistenten dienen.
Ich nahm an der Einweisungsfahrt nach Spiekeroog teil, die vom letzten April-Wochenende bis zum 1. Mai über 4 Tage stattfand. Wir trafen uns morgens um 8 Uhr in Neuharlingersiel am Hafen. Im Regen mussten wir die Boote möglichst schnell beladen, denn wir wollten noch das ausströmende Wasser nutzen, um nach Spiekeroog zu gelangen. Bevor wir aber die Boote zu Wasser ließen, hieß es, unsere Fahrzeuge zu einem nahegelegenen bewachten Parkplatz zu bringen.
Im Hafen gibt es eine Rampe, wo man sein Boot gut ins Wasser lassen kann. Allerdings war zu unserer Zeit dort der Wasserstand so niedrig, dass wir über die Betonrampe hinaus noch über den Schlick laufen mussten, um bis an das Wasser zu gelangen – aber was heißt hier „über“: wir sanken bis zu den Knien im Schlick ein. So eingesaut stiegen wir in unsere Boote – was soll's, wir wollten los!
Nur ein schmales Fahrwasser war uns geblieben, rechts und links war das Watt so hoch, dass wir nicht über die Kante schauen konnten. Erst nach gut zwei Kilometern öffneten sich vor uns die Weiten, auch wenn große Flächen des Watts trocken gefallen waren, immerhin, wir konnten darüber hinweg schauen. Udo benannte zwei Schüler, die nun mit ihm in unmittelbarer Nähe paddeln sollten, einer davon sollte nun führen, während Udo ständig irgendwelche Fragen stellte: wo müssen wir als nächstes hinfahren ? welche Tonne ist das da vorne? welchen Kurs fahren wir jetzt ? woran erkennen wir, dass es sich um eine Backbordtonne handelt ? Was sind das dort für Vögel ? Was bedeutet die Bezeichnung da auf der Tonne ? Wir hielten uns am Rand außerhalb des Fahrwassers. Kurz vor der Insel mussten wir es queren – wie sollten wir ein Fahrwasser queren ? - und fuhren dann entlang der Küste Spiekeroogs bis zu den ersten Buhnen. Hier war auch schon der Aufgang durch die Dünen zum Zeltplatz zu sehen. Gerade mal rund 8 km waren wir gepaddelt. Nun packten wir die Boote auf unsere Bootswagen und zogen die Boote zum Zeltplatz, wo wir unsere Zelte aufbauten. Von einer Silbermöwe wurden wir begrüßt.
Später machten wir uns entlang des Strandes auf den Weg zum Ort Spiekeroog, einem kleinen touristisch geprägten Ort mit kleinen Hotels, zahlreichen Pensionen, Cafés, Restaurants und Ateliers. Bei der Rückkehr am Zeltplatz fand ich meinen Kocher, der eigentlich in mehreren Tüten eingepackt im Vorzelt abgelegt war, draußen liegend und teilweise auseinander genommen – wie mochte das passiert sein? Abends saßen wir zusammen, jeder kochte sich sein Süppchen, es war aber auch ziemlich frisch, der Wind blies zünftig, wirklich gemütlich war es nicht. Ab und zu schaute die Silbermöwe vorbei, und war gerade keiner von uns in der Nähe, stapfte sie zwischen den Zelten umher.
Am nächsten Morgen fand ich meinen Kocher wieder auf der Rasenfläche zwischen unseren Zelten – dabei hatte ich ihn am Vorabend sorgsam in den Tüten verpackt in meinem Vorzelt abgelegt. Wer nun sollte Interesse an meinem Kocher haben, ihn aber doch nicht ganz mitzunehmen wagen ? Mmmh... .
Aber längst hatten wir die Silbermöwe im Visier, die ständig auf der Suche nach Eßbarem unterwegs war und nicht wirklich zufrieden mit der ergatterten Beute sein konnte... An diesem Tag wollten wir Spiekeroog umrunden. Erst spät wollten wir los. Immernoch blies der Wind mit 5 – 6 aus Nordost, was bedeutete, dass auf der Seeseite Spiekeroogs mit kräftigen Brandungswellen zu rechnen war – zu starke Wellen für uns Anfänger...
Wir entschlossen uns dann, an Land zu bleiben. Einige von uns zogen sich zurück, um an den Hausaufgaben weiterzuarbeiten, zunächst zusammen in einem nahen Pavillon, wo es uns dann aber doch wegen des frischen Windes zu ungemütlich wurde und sich wieder jeder in sein Zelt verzog. Am Nachmittag ließ der Wind ziemlich plötzlich nach. Für die Insel-Umrundung war es nun zu spät, aber dennoch fuhren wir raus, um die Dünung zu nutzen und in den Brandungswellen vor der Insel mit den Wellen zu spielen. Ein Seehund schaute uns dabei zu. Ausgiebig hatten wir Gelegenheit, zumindest die flache Stütze zu üben. Dabei blieben wir nicht trocken, einige kenterten. Spaß hat es dennoch gemacht. Die heiße Dusche danach auf dem Campingplatz tat gut.
Am Abend hieß es nach dem Abendessen, die Boote wieder zu packen. Früh am nächsten Morgen wollten wir los, gleich beim Hell-werden noch vor Sonnenaufgang, um entlang der Wattseite Langeoogs nach Baltrum zu paddeln. Wir würden auf der Seeseite Baltrums anlanden und dort abends am Strand unser Nachtlager aufschlagen.
Es war schon fast dunkel, als Udo nochmal den Seewetterbericht hörte. Die Wetter- und Windvorhersagen für den nächsten Tag waren zwar günstig, am Tag darauf sollte aber der Nordostwind wieder zunehmen. Das würde bedeuten, dass am letzten Tag, wenn wir auf Baltrum wieder Richtung Neuharlingersiel und weiter gen Heimat aufbrechen wollten, wieder ordentliche Brandungswellen auf den Strand Baltrums zurollen würden. Udo befürchtete, dass wir arge Schwierigkeiten bekommen könnten, wieder von Baltrum wegzukommen. So entschied er sich noch am Abend, dass wir am nächsten Tag „nur“ um Langeoog paddeln würden und dann wieder auf Spiekeroog übernachteten.
So konnten wir am nächsten Morgen etwas später aufstehen, konnten unsere Zelte stehen und einiges Gepäck darin liegen lassen. Den Sonnenaufgang konnten wir aber dennoch genießen . Kurz danach – bei Hochwasser - paddelten wir los und zunächst die Seeseite Langeoogs entlang. Auf der Westseite machten wir auf einer Sandbank Pause, dann paddelten wir zum Hafen der Insel. Schon bei unserer Einfahrt in den Hafen wurden wir von einem Motorboot eskortiert. Wie sich später herausstellte, waren die Besatzung eine Rasselbande von 3 Jungs im Alter zwischen 4 und 7. Wir hatten unseren Spaß aneinander. Im Restaurant am Hafen pausierten wir und die meisten von uns aßen zu Mittag.
Nun wäre es schlau gewesen, noch eine ganze Weile zu pausieren und abzuwarten bis etwa 2 Stunden vor Hochwasser, um in etwa bei Hochwasser beim Wattenhoch anzukommen und so auf beiden Seiten die für uns günstige Strömung zu nutzen. Wir hätten ein Mittagsschläfchen einlegen oder einen Spaziergang nach Langeoog-Ort machen können. Udo drängte aber wieder zum Aufbruch.
Wir paddelten nun auf der Wattseite der Insel gen Osten, wieder hatte einer zu führen, wieder löcherte Udo seine Schüler mit lauter Fragen. Wir paddelten am Rand des Fahrwassers entlang der bezeichneten Tonnen, irgendwann kamen nur noch unnummerierte Tonnen, schließlich waren es nur noch Pricken - lange, ins Watt gesteckte Birkenhölzer - die das Fahrwasser kennzeichneten. An den Pricken war zu erkennen, dass das Wasser in die Richtung strömte, in die wir paddelten. Irgendwann war das Wasser so flach, dass wir kaum 30 cm Wasser unter unserem Boot hatten, beim Paddeln ständig ins Watt stachen. Erstaunlich war, wie warm an diesem sonnigen Tag hier im Flachen das Wasser war!
Und bald merkten wir dass das Wasser uns entgegen strömte: wir hatten das Wattenhoch überquert ! Nun mussten wir gegen die Strömung paddeln. Wir hielten uns bewusst im flachen Wasser, da hier die Strömung weniger stark ist als im tieferen. In der Ferne sahen wir Seehunde auf dem Watt liegen, wir hielten Abstand davon, um sie nicht zu stören oder gar zu verscheuchen – immerhin werden hierher von Neuharlingersiel aus mit Ausflugsschiffen Seehund-Fahrten unternommen, und die Fahrgäste wollen dann natürlich auch welche sehen. Wir aber sahen immer wieder welche, die neugierig ihre Köpfe aus dem Wasser steckten, um zu beobachten, was diese merkwürdige Meute von Paddlern da so treibt. Bei zünftigem Gegenwind und kräftiger Strömung überquerten wir das Gat zwischen Langeoog und Spiekeroog , mussten ganz schön gegen die Strömung vorhalten um nicht zum Festland hin abgetrieben zu werden. Müde und hungrig kamen wir wieder auf Spiekeroog an.
Am letzten Tag schließlich hatten wir all unsere Sachen wieder zu packen. Die Strecke zurück nach Neuharlingersiel war nicht weit. Wir fuhren aber wieder spät los, wollten wir doch mit der Strömung zum Festland paddeln, und auch nicht zu früh ankommen, um nicht wieder so tief durch den Schlick waten zu müssen. So leisteten wir uns noch einen Abstecher in den Hafen Spiekeroogs. In Neuharlingersiel angekommen holten wir eilig unsere Autos, luden unser Gepäck von den Booten in die Autos und die Boote auf die Autos. Im Restaurant der Fischereigenossenschaft trafen wir uns nochmal, bevor wir uns dann auf den Weg gen Heimat machten.
Die Einweisungsfahrt war eine sehr lehrreiche Tour. Man muss schon seine Erfahrungen sammeln, es ist aber super, wenn man das unter so sachkundiger und mitteilsamer Leitung tun kann. Dabei kann Udo Beier auf über 30 Jahre Seekajak-Erfahrung zurückgreifen. In unzähligen schriftlichen Beiträgen hat er sich mit allen möglichen Aspekten des Küstenkanuwanderns auseinandergesetzt, die man auch auf der Web-Seite www.kuestenkanuwandern.de abrufen kann – wir haben sie auch in Papierform als Schriftensammlung zu den Brandungsübungen bzw. zur Einweisungsfahrt erhalten. Aus diesem reichen Wissensschatz teilt er bereitwillig und fast unaufhörlich mit.
Übrigens:
Udo Beier ist ein Freund der kraftvollen Ausdrucksweise: Sprüche wie „Sebastian, Du bist ein Klugscheisser !“ (ich hatte mich erdreistet, ihn beim Workshop auf eine falsch berechnete Zahl aufmerksam zu machen...) oder : „Bist Du auch so'n Schwein,...“ (...dass die Hausaufgaben nicht gemacht hat...?) kommen ihm leicht mal über die Lippen, nicht für jeden mag diese Art Anrede ebenso leicht verdaulich sein. Es ist aber scherzhaft gemeint, und ebenso scherzhaft genommen, kann es Auslöser für Heiterkeit und ausgelassenes Lachen sein. Gerne war ich auch mit den anderen Mitpaddlern unterwegs. Ich würde wieder bei einer Tour mitfahren, habe Lust auf mehr bekommen.
Die Hausaufgaben
Die Hausaufgaben sind ein Katalog von rund 70 Fragen, die sich vor allem auf die Einweisungsfahrt beziehen. Zu diesen Fragen gibt es bis zu 6 Unterpunkte, zu denen eine Antwort abgefragt wird. Das ist zunächst einmal ein gehöriges Bündel an Arbeit. Gerne möchte man sich der entziehen, und wer die Hausaufgaben nicht vor der Einweisungsfahrt abgegeben hat, wird trotzdem mitgenommen. Sie kann nachgeliefert werden, will man letztendlich den EPP 3 erwerben, aber zu viele Fehler dürfen darin nicht enthalten sein.
Viele der einzelnen Fragen führen zu der Fahrtenplanung hin. Wie lang ist die Strecke ? Wie lange brauchen wir dafür ? Wann ist Hochwasser ? Wann sollten wir dort ankommen ? In welche Richtung geht dann die Strömung ? Solche Angaben sind den Seekarten, den Gezeiten- und Strömungskalendern zu entnehmen, sie sind relativ zuverlässig und vorher kalkulierbar. Anderen Bedingungen wie gerade dem Wetter ist man als Seekajakfahrer ausgeliefert und sind nur bedingt vorher kalkulierbar. Deshalb gehen manche Fragen in die Richtung: Was können wir machen, wenn... Viele Alternativen werden in die Überlegungen mit einbezogen. Bei weiteren Fragen werden fast alle Aspekte, die auch im Workshop behandelt wurden, angesprochen. Zur Beantwortung kann man die von Udo ausgegebenen Skripte heranziehen, er selbst weist aber auch darauf hin, dass er zu den Fragen des Vorjahres die Antworten ins Netz gestellt hat, in denen man auch Entsprechendes zu den aktuellen Fragen findet.
Wer sich die Mühe macht und die Hausaufgaben bearbeitet, hat sich letztendlich gründlich mit der Materie beschäftigt – und hat damit schon ein wichtiges Ziel des EPP 3 erreicht. Nachdem ich erstmal in Gang gekommen war, hat es mich gepackt und hat schließlich auch Spaß gemacht.
Text: Sebastian; Fotos: Jens K., Rudi T., Udo B.