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Navigation und Kartenkunde kann man als aktiver Seekajakfahrer, der sich in tideabhängigen Gewässern bewegt, nicht oft genug wiederholen. Schließlich möchte man auf seinen Touren nicht irgendwo überraschend im Watt stecken bleiben (trocken fallen) oder in einer zu starken Tidenströmung von seinem Ziel fortgespült (versetzt) werden. Und wer denkt, mit GPS lässt sich eine Tour von ganz alleine planen und durchführen, sollte bedenken, dass Navigation, also die Standort- und Weg-/Richtungsbestimmung, nur die eine Seite der Tourenmedaille ist. Die andere Seite ist das richtige Lesen von (See-)Karten im Schulterschluss mit Berechnungen über Strömungsverhältnisse, Wasserstandshöhen, Geschwindigkeiten und Entfernungen.

Da ich schon mehrfach Navigationsworkshops besucht habe, betrachtete ich den von Wolfgang angebotenen Navigations-Workshop als kleine Auffrischung bereits vorhandener Kenntnisse. Damit hatte ich allerdings Wolfgang unterschätzt.

Navigationsworkshop Betonnung
Fundiert ging er die kompliziertesten + theoretischsten Sachen an. Immer frisch und kenntnisreich setzte er auch alle Neulinge der Fahrtenplanungskunst, und das waren nicht wenige, der Materie von Mond + Sonne aus, wie sie am Wasser der Ozeane zerren, um uns mit Wasserhöhenschwankungen (Tide/Gezeiten) zu beglücken. Dies wurde in Verbindung gebracht mit der Erdkugel, die erst mal in Gitter aufgeteilt, plattgedrückt und verkrümmt werden muss, um sie für uns in Form von See- und Sportbootkarten lesbar zu machen. Darauf werden zudem Symbole, Zeichen + kryptische Zahlen gemalt, um uns ein grafisches Abbild der von uns zu bepaddelnden Wirklichkeit zu liefern. Kommen noch die wissenschaftlich aufbereiteten Daten in Tidenkalender, Stromatlas oder als Seekartenvermerk hinzu, plus Kartenkompass + Plotter. Fertig.

Navigationsworkshop
Aus diesem ganzen Wissensmix, dessen Vermittlung zwei schöne, kurzweilige Tage dauerte, können alle Teilnehmer nunmehr mittels einiger Berechnungsformeln alles bestimmen, was zu einer gut vorbereitete Tour gehört. Dass nicht nur deutsche Seekarten studiert wurden, sondern auch die britischen Karten + Tafeln, samt ihrer Eigenheiten und Unterschiede, mit einbezogen wurden, machte das ganze noch spannender und interessanter. Hieraus sprach die Erfahrung des Dozenten aus seinen regelmäßigen Touren an der Westküste Britanniens.

Navigationsworkshop Seekartenkunde
Die praktische Umsetzung der Theorie in die Praxis, die damit einhergehenden Unwägbarkeiten durch aktuelles Wetter, notwendige Korrekturen und das Erlernen von Sehen auf See, also die Umsetzung von realen Zeichen der Umgebung auf die abstrakten Zeichen in der Karte (oder umgekehrt), erfolgt im Frühsommer an einem Wochenende an der Ostsee. Auch das wird lehrreich, spannend - und fröhlich.

Was mich betrifft, so habe ich nicht nur meine Kenntnisse aufgefrischt, sondern noch so einiges hinzugelernt, was ich selbst bei den großen Theoretikern und Praktikern der Seekajaklehre noch nicht gehört oder gelernt habe.