- Glühwürmchen unterm Sternenzelt -
Gute Traditionen, mediterrane Küche und eine leichte Brise auf dem Tegeler See…
Wie in einem langen Menschenleben bildet sich in einem Verein manch' liebenswerte Gewohnheit heraus. So auch im TKV. Neben dem obligatorischen An- und Abpaddeln und einigen anderen wiederkehrenden Tages- und Wochenendfahrten ist auch unsere herbstliche Glühwürmchenfahrt eine solche Tradition. Am 08.10.2005 war es wieder so weit.
Am Sonnabend Abend ziehen auf dem Tegeler Fließ bunte Blätter im Licht der untergehenden Sonne vorbei. In der beginnenden Herbststimmung herrscht auf dem Vereinsgelände ein geschäftiges Treiben. Boote werden heraus getragen und für die Fahrt in der Dunkelheit präpariert.
Drinnen, im Clubraum, biegen sich die Tische unter der Last der mitgebrachten Speisen und Getränke. Der Ofen sorgt für angenehme Temperaturen, und auf dem Herd köcheln zwei herrlich duftende Suppen. Bevor es später in die Dunkelheit hinaus geht, wollen wir uns stärken. Und so machen wir uns vor der sportlichen Aktivität erst einmal über die Leckereien her: Kartoffel-, Nudel- und sonstige Salate, Fladenbrote, diverse Brotaufstriche, Buletten mit und ohne Oliven, Gebäck, Kuchen, Obstsalat und und und... Gegen 19:30 Uhr mahnt Christian zum Aufbruch. Mit vollem Magen und dennoch schweren Herzens lösen wir uns von der reich gedeckten Tafel und werfen uns in "Schale".
In gelöster Stimmung steigen wir nach und nach in die Boote und gleiten in den dunklen Abend hinaus. Kurz hinter der Sechserbrücke kommt uns eine leichte Brise entgegen. Kurze Wellen schlagen an die Bordwände der Kajaks. Langsam sammelt sich das Grüppchen, und elf Einer und zwei Zweier machen sich auf den Weg Richtung "Großer Wall". Bei "Lindwerder" kreuzt das Boot der Wasserschutzpolizei unseren Kurs und kommt längsseits. Offensichtlich hat alles seine Ordnung, und wir dürfen unsere Tour fortsetzen.
Das Paddeln in der Dunkelheit hat einen ganz besonderen Reiz. Nicht nur, dass man fast alleine auf dem See ist, auch die fernen Lichter und Geräusche lassen eine ganz eigene Stimmung entstehen. Das Eintauchen des Paddels in das Wasser, die leisen Stimmen. Etwas unheimlich. Ab und zu ein aufgeregtes Flattern und Plätschern vor uns. Ein paar Enten! Oder? "Huhu… Bist Du's?" In der Dunkelheit ist es manchmal schwierig, jeden einzelnen auf Anhieb zu erkennen. Aber die Unterschiede in Art und Anordnung der Beleuchtung sind markant und so ist die Orientierung schnell wieder hergestellt. Das Wetter meint es gut mit uns. Es zeigt sich kein einziges Wölkchen. Am Himmelszelt funkeln die Sterne. Wild romantisch? Die Stadthelligkeit lässt einen doch nicht allein' sein. Die Gedanken schweifen lassen. Jetzt würde ich mir gern etwas wünschen – doch keine Sternschnuppe ist zu sehen…
So vielfältig wie die Familie der Leuchtkäfer ist, so variantenreich sind die Beleuchtungsideen. Licht am Boot oder am Paddler / der Paddlerin. Man profitierte vom unerschöpflichen Reservoir einschlägiger Baumärkte. Es ging mit viel Strom (Autobatterie) oder ganz ohne Elektrik (Leuchtstäbe). Zu sehen waren Fotostative mit kombinierter traditioneller (Kerze) und elektrischer Beleuchtung. Schmuck waren auch (Finger-) Überzieher für die LED-Lampe und gewöhnliche Streulichtaufsätze.
Das einzig "wahre" Glühwürmchen war allerdings Arvids Boot. Dieser hatte einen Teil seiner Beleuchtung kurzerhand ins Innere des Kajaks verlegt um einen Effekt zu erzeugen, der – zumindest an diesem Abend – seines Gleichen suchte. Anschließende Tests ergaben übrigens, dass sich nicht nur PE-Boote für diese Variante eignen. Der Ideen-Wettbewerb ist damit offensichtlich in eine neue Qualitätsstufe eingetreten.
Nach zweistündiger Fahrt wurden wir im Fließ von der abendlichen Gesellschaft des Nachbarvereins "Blau-Weiß" begrüßt. Der nette Applaus hätte den einen oder anderen fast noch zu einer Extrarunde animiert. Aber wenn es am schönsten ist… Und dann war da noch der leicht diffuse Flötenton, den ich ab und zu während der Fahrt hörte. Irgendwann hatte ich's: Er kam vom Wind, der sich am Streulichtaufsatz meiner Taschenlampe brach. Also doch kein Seeungeheuer in der Nähe…
Matthias N.