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Am 13. - 16. März 2009 fand nun schon zum 32sten Mal eine Wildwasserfahrt auf erzgebirgischen Wildflüssen statt, die von Wolfgang Tuch vom Sportclub Berlin Grünau organisiert wird. Ausgangspunkt und Basislager für die Fahrten ist die Jugendherberge in Warmbad bei Wolkenstein, in der sich bis zum Freitagabend ein Großteil der 23 Teilnehmer aus verschiedenen Bundesländern einfand.

Aufgrund des schneereichen Winters und des einsetzenden Tauwetters waren die Wasserstände sehr gut, so das für den ersten Fahrtentag die Natzschung ausgewählt wurde. Ein kleiner Bach mit ordentlichem Gefälle, der fast auf der gesamten Fahrtstrecke die Grenze zu Tschechien bildet und früher nur mit einer Sondergenehmigung befahren werden durfte. Am Einstieg in Rübenau lag noch reichlich Schnee und auch die Temperatur war mit 4° noch recht winterlich.

Ich war mit meinem Gumotex Wildwasser-schlauchkajak ein ziemlicher Exot zwischen all den PE-Schüsseln und die Blicke und Kommentare meiner Mitpaddler ließen doch einige Skepsis erkennen, ob ich denn mit dem Boot auf so einem steinigen Bach zurechtkommen würde. Ich war auch ziemlich skeptisch und auch ein wenig aufgeregt, da meine letzten Wildwassererfahrungen schon etwas länger zurücklagen. Der erste Kilometer entpuppte sich dann als Härtetest für Boot und Paddel, da es aufgrund einer Wasserableitung so steinig und flach war, das man nur mit größter Mühe vorwärts kam. Danach ging es mit mehr Wasser und starkem Gefälle durch ein wunderschönes Waldtal. Zeit zum Bewundern der Landschaft blieb allerdings kaum, da man sich Aufgrund der vielen Steine und Verblockung sehr auf den Fluss konzentrieren musste.

In einer technisch etwas anspruchsvolleren Passage passierte es dann auch, das ich einen großen Stein im Flussbett übersah, der mich zum kentern brachte. Da ich die Eskimorolle mit diesem Boot nicht beherrsche, war ich sehr froh darüber in dem eiskalten Wasser einen Trockenanzug anzuhaben. Nach nicht einmal 10 Kilometern mündet die Natzschung in die Flöha, wo wir unsere Fahrt in Olbernhau beendeten.

Am Abend des ersten Paddeltages sahen wir uns dann den Videofilm des Tages an, der von unserer Landmannschaft an verschiedenen Stellen des Flusses aufgenommen wurde. Unfreiwilliger Star des Films war mein Zimmergenosse Hans-Joachim aus Bayreuth, der als Schlusslicht der Paddelgruppe direkt vor den Augen der Filmcrew auf einen dicht unter der Wasseroberfläche liegenden Felsen fuhr und sich minutenlang abrackerte um sich zu befreien. Leider führte das erstmal nur dazu, das er und sein Boot immer weiter unter Wasser gedrückt wurden, bis er schließlich in alarmierender Schräglage am Felsen klebte. Mit einer letzten Kraftanstrengung schaffte er es schließlich dann doch noch sich aus eigener Kraft zu befreien. Da er bei der Aktion nicht ernsthaft in Gefahr war, gab es einen langen Szenenapplaus.

Am nächsten Tag wurde beschlossen, den Pöhlbach zu befahren, der in der Nähe des Fichtelbergs entspringt und auch einen guten Wasserstand aufwies. Bei anhaltendem Nieselregen warteten wir an der Einsatzstelle auf die Landmannschaft und versuchten uns durch Aufwärmgymnastik warm zu halten und dann ging es auch endlich aufs Wasser. Der Bach hatte einen sehr guten Wasserstand und war somit deutlich materialschonender als die Natzschung vom Vortag.

Die Wildwasserschwierigkeiten gingen nicht über den 2ten Grad hinaus. Es gab einige kleine Wehre die man hinunter hüpfen konnte und einmal einen sehr flachen Steg direkt über der Wasseroberfläche, unter dem die starke Strömung direkt hindurch zog. Glücklicherweise war das Hindernis rechtzeitig zu sehen, so das es keine Probleme gab. Die gab es dann allerdings an einem eher unspektakulär aussehenden Fallwehr. Da wir an der Spitze waren, ließ sich der erste aus unserer Gruppe langsam an die Wehrkrone heran treiben um einen Eindruck zu bekommen und kippte dann mit relativ wenig Tempo über die Wehrkante. Seine schnellen windmühlenartigen Paddelbewegungen machten uns klar, das der Rücklauf wohl stärker war als angenommen, also gab ich ordentlich Gas und rutschte problemlos über die gefährliche Rücklaufzone.

Die anderen kamen auch gut durch, so das wir gleich weiterfuhren, aber im nächsten Kehrwasser meinte Hans-Joachim, das wir lieber nochmal mit Wurfsäcken zurückgehen sollten, falls die Spielbootfahrer mit ihren niedrigvolumigen Booten Probleme kriegen sollten. Als wir im Laufschritt am Wehr ankamen, sahen wir auch schon von weitem ein gelbes Spielboot im Rücklauf rotieren. Glücklicherweise war der gekenterte Fahrer schon am Ufer. Seine heftigen Atembewegungen ließen aber darauf schließen, das er eine Weile unter Wasser verbracht haben muss.

Das letzte Stück bis zur Mündung in die Zschopau verlief dann unproblematisch. Die Zschopau war gegenüber dem Pöhlbach schon ein richtig großer Fluss, der uns mit Tempo unserem Ausstiegsort näherbrachte. Zum Abschluss gab es nochmal eine lange Rutsche mit kräftigen stehenden Wellen am Ausgang, die mein offenes Boot in Sekundenbruchteilen volllaufen ließen. Den Nachmittag nutzten einige von uns dann noch zu einem Besuch in der Therme in Wolkenstein. Abends gab es nach dem Abendessen wieder den Videofilm des Tages und danach ein geselliges Beisammensein.

Sehr interessant fand ich auch die reich bebilderte Chronik, der vom Sportclub Grünau organisierten Wildwasserfahrten im Erzgebirge. Sie reichte von den Anfängen in den 70er Jahren bis ins Jahr 2002 . In den Anfangszeiten wurden oftmals noch Faltboote eingesetzt, was dann auf den engen hochwasserführenden Bächen zu zahlreichen Kenterungen führte und nicht selten den kompletten Bootsverlust zur Folge hatte. Auch Ausrüstungstechnisch musste improvisiert werden. In Ermangelung von Neoprenanzügen kamen unter anderem Kanalarbeiteranzüge zum Einsatz.

Für den letzten Fahrtentag wurde die Bobritzsch ausgewählt, da der Ausstiegspunkt verkehrsgünstig in der Nähe der Autobahn Richtung Dresden lag. Die Bobritzsch entpuppte sich als leichter Wildbach (Wildwasserstufe 1) mit einigen einfach zu fahrenden Wehren. Landschaftlich ist es ein sehr schöner Bach, der größtenteils abseits der Straßen durch wunderschöne Waldtäler fließt. Nach etwas über 17 Kilometern war die abwechslungsreiche Fahrt zu Ende und wir machten uns auf den Heimweg nach Berlin.

Zusammenfassend kann ich sagen, das es ein sehr schönes und hervorragend organisiertes Wildwasserwochenende war, bei dem alles gepasst hat. Gute Wasserstände, eine angenehme Unterkunft und eine bunt gemischte Gruppe von Leuten aller Altersklassen, mit denen es viel Spaß gemacht hat. Beim nächsten mal bin ich bestimmt wieder dabei. Vielleicht habe ich ja bei dem einen oder anderen Interesse an der Veranstaltung wecken können.

Text: Michael v.E.