- Eindrücke vom Wildwasser-Kurs in Wildalpen /Österreich-
(Unterwegs waren: Elke, Jochen und Jens Genersch, Katrin Schröter, Sepp Pernersdorfer, Sabine Antol, Christoph Schwärzler, Matthias Neumann)
Eine tiefe Schlucht. Blau und grün schimmerndes Wasser, dass um die Felsen strömt und schäumt. Die dunklen Tannen werfen Schatten in das Tal. Lachen und Juchzen ist zu hören. Ein Kajak nach dem anderen schießt hinter einer Biegung hervor, einige Zeit später folgen ein paar Schlauchboote und Kanus. Ausgelassene Stimmung, fast wie auf einem Rummel. Die Wildwasser-Paddler haben sichtlich Freude. Ich würde so etwas ja nie tun…
Es ist Mitte Februar. Auf dem Tegeler Fließ hat sich eine zentimeterdicke Eisfläche gebildet. An der Dachrinne des Bootshauses hängen Eiszapfen. Im Clubraum kämpft der Ofen gegen die alles durchdringende Kälte. Wir sind dabei, die Vereinsfahrten für die kommende Saison zu planen. Zwischen den Vorschlägen zu den Wanderfahrten fragt mich plötzlich jemand: "Kommst Du mit zum Wildwasser-Kurs?" Der Kurs werde von der ,Kanuschule Uwe Felix' in Wildalpen/ Österreich angeboten. Das wäre ja auch für einen Wanderpaddler nicht schlecht, z.B. zur Verbesserung der Bootsbeherrschung. Lernen könne man dabei auf jeden Fall etwas. Nun ja, da meine persönliche Urlaubsplanung noch nicht weit fortgeschritten ist, sage ich zu.
Ein gutes halbes Jahr später machen wir uns tatsächlich mit unseren Paddelsachen und dem sonstigem Gepäck per Auto oder Bahn auf den Weg in den schönen Ort an der Salza. In Richtung Österreich bietet sich der Nachtzug an und ich verbringe noch einen Vormittag in Wien - wenn man schon mal da ist…
Auf den letzten Kilometern entlang der Salza in Richtung Wildalpen werden wir etwas unruhig. Der Fluss führt aufgrund der anhaltenden Trockenheit im Oberlauf sehr wenig Wasser. Sollten wir eher unsere Wanderschuhe benötigen? Aber wir werden beruhigt: je näher wir dem Zielort kommen, umso mehr Wasser führt der Fluss. Wenig später treffen wir in der Pension in Hinterwildalpen, wenige Kilometer von Wildalpen entfernt, ein und beziehen die ruhigen, gut ausgestatteten Zimmer.
Am Montag, nach einem ausgiebigen Frühstück auf der sonnigen Terrasse, geht es mit unserem Kursleiter, die WW-Kajaks auf dem Autodach, zur Einsatzstelle ein paar Kilometer flussaufwärts. Die Salza hat hier schon genügend Wasser, obwohl es zwischendurch teilweise noch sehr flach wird. Wäre man ein paar Gramm schwerer, müsste man sich das Boot unter den Arm klemmen und laufen. Zunächst geht es ans Eingewöhnen: das passende Boot aussuchen, Paddelkleidung anziehen (Neoprenanzug und -schuhe, Paddeljacke, Schwimmweste und Helm) und ab ins hier noch seichte Wasser. Einige Grundübungen vermitteln das nötige Gefühl für das kurze Kajak und das an der Holzbrücke kreuz und quer fließende Wasser.
Aus dem Kehrwasser entgegen der Hauptströmung fahren, die Bootsspitze in die Strömung bringen, ankanten, drehen, das Gefühl für die Strömung aufnehmen, die Paddelstütze nicht vergessen und los… Am ersten Tag ist das Wasser noch relativ ruhig. An den folgenden Tagen, weiter flussabwärts, bekommt das Wasser zwar immer noch keine Balken, aber zunehmend liegen kleinere und größere Steine im Weg und das Wasser wird weißer, aber nie, um zu gefährlich zu werden. Die Salza ist ein guter "Einsteiger-Fluß", die Verblockung durch Felsen ist mäßig und der Wasserdruck nicht allzu hoch. Wenn es das allgemeine Bootsaufkommen zulässt, kann man an vielen Stellen Übungen absolvieren, wie z.B. Seilfähre vor- und rückwärts, verschiedene Paddelschläge zum Steuern des Bootes oder einfach nur ein wenig in den Wellen spielen. Wer es mag, kann später auch noch vom Ufer mit dem Boot in den Fluss springen.
Abschnittsweise geht es für unser Grüppchen die Salza hinab. Treffpunkte finden sich mit den größeren und kleineren Kehrwassern in genügender Anzahl. Trocken bleibt keiner lange, denn das schnell und verwirbelt strömende Wasser hat so seine Tücken. Je mehr man sich an diese Umgebung gewöhnt, umso nachlässiger wird man bei den Grundlagen. So kommt man dann doch ab und zu unweigerlich ins Kippen. Für den, der die Kenterrolle nicht so recht beherrscht, heißt es dann: 'raus aus dem Boot, möglichst noch nach dem Paddel gegriffen, Beine nach vorn und zum nächsten Felsen bzw. ans Ufer geschwommen. Dann das mit Wasser voll gelaufene Boot ans Land ziehen und ausleeren. Der Stöpsel am Heck des Bootes leistet hierbei gute Dienste, am meisten dann, wenn man ihn vor dem Wiedereinstieg auch wieder sorgfältig schließt. Eine Kenterung bietet übrigens gleich die Gelegenheit, einige Sicherheitsübungen zu machen. So bekommt jeder die Gelegenheit, sich auch beim Einsatz des Wurfsacks zu probieren.
Da der einzig mögliche bzw. sinnvolle Weg zwischen den Felsen manchmal nur vom Ufer aus zu erkennen ist, muss man ab und zu auch mal "gezielt" aussteigen, um den Fluss zu "lesen". Das bewahrt einen vor Überraschungen, denn die manchmal unvermittelt vor einem auftauchenden Felsen liegen ja eigentlich schon eine Weile an ihrem Platz…
Für den Anfänger ist das Paddeln im Wildwasser relativ anstrengend, da man in der Anfangszeit viel Kraft einsetzt um die fehlende Technik und das noch nicht sehr ausgeprägte Gefühl für die Strömungsverhältnisse auszugleichen. So kamen gegen Ende der fünf Kurstage hier und da Ermüdungserscheinungen auf.
Die Fahrten gingen meist bis in den frühen Nachmittag. Danach blieb Zeit für eine Wanderung, ein gutes Buch oder einfach nur zum Seele baumeln lassen. Abends wurde gegrillt (z.B. sehr delikate Forellen vom Fischer nebenan) oder die örtliche Gastronomie angekurbelt (Es lohnt sich immer, die lokalen Spezialitäten zu testen. Wann es denn aber nun Palatschinken oder Palatschinke heißt, konnte allerdings wahrscheinlich nicht so ganz eindeutig und abschließend geklärt werden…). Der Tag wurde meist bei einem guten Bier im Kerzenschein und mit Paddelanekdoten von und mit Uwe Felix beschlossen. An dieser Stelle sei ihm für die Organisation des Kurses und das Drumherum gedankt.
Am Sonnabend war es dann schon wieder Zeit zum Abschied nehmen. Hinter uns lag eine erlebnisreiche Woche, in der man eine weitere Facette des Paddelns kennen lernen konnte. Die Meinungen waren aber letztendlich doch geteilt: Während es die einen nach Wiederholung drängt, bleibt es für die anderen eine interessante Erfahrung. Spaß gemacht hat es auf jeden Fall, gelernt haben wir eine ganze Menge und die Nachahmung sei empfohlen. Aber das Tegeler Fließ ist ja auch ein schönes, wenn auch entschieden ruhigeres Flüsschen…
Matthias N.
Nachtrag: Nähere Informationen zu den Wildwasser-Kursen in Wildalpen/ Österreich gibt es im Internet unter www.kanu-aktiv.de