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Trotz des regnerischen Wetters finden sich am Sonntag, dem 21. Mai, doch einige unerschrockene Paddler beim TKV-Bootshaus ein, um die Boote Nagaya von Marion, Älv von Matthias und Saimaa von Gerd zu taufen.

"Nagaya", das Wort stammt aus dem Dialekt des äthiopischen Volksstammes der Oromo und bedeutet "Frieden". Ich war ca. 10 Jahre ehrenamtlich im Berliner Arbeitskreis der von Karlheinz Böhm gegründeten Hilfsorganisation "Menschen für Menschen" (MfM) tätig. Ende 2004 habe ich aus persönlichen Gründen den Arbeitskreis verlassen, bin der Organisation aber verbunden geblieben. "Nagaya" ist der Name des ersten Dorfes, das von MfM aufgebaut wurde. Weitere Infos im Internet unter www.menschenfuermenschen.de

Als ich im Oktober 2005 16 kg schweres Testboot von der "Globetrotter"-Filiale in Steglitz per Rucksack zum Tegeler See schleppte, wurden mir mal wieder die erschreckenden Unterschiede in der Welt bewusst. Als äthiopische Frau könnte ich wahrscheinlich weder lesen noch schreiben. Falls ich die grausame Tradition der weiblichen Beschneidung überlebt hätte, wäre ich als etwa Zwölfjährige verheiratet worden und meinem Mann zu absolutem Gehorsam verpflichtet. Ich hätte trotz Malaria, Hungersnot, Bürgerkrieg, Aids usw. 7 oder 8 Kinder und würde täglich nach endlosen Fußmärschen ohne Schuhe in glühender Hitze einen ähnlich schweren Tonkrug mit dreckigem Wasser in eine windschiefe Hütte tragen, um meine Familie zu versorgen. Meine durchschnittliche Lebenserwartung läge bei ca. 48 Jahren. Statt dessen kann ich, schon fast im "äthiopischen Greisenalter", in den TKV eintreten und von meinem selbstverdienten Geld ein teures Feathercraft-Faltboot zur Freizeitgestaltung kaufen und den Mann, selbst ausgesucht und passend zum Boot, gibt es auch noch dazu!

"Älv" kommt aus dem Schwedischen und bedeutet: großer Fluss, Strom. Eigentlich habe ich nur einen kurzen, gut merkbaren Namen mit skandinavischem Bezug gesucht. Aber vielleicht ist es ja auch eine Anregung, endlich einmal auf einem großen Fluss zu paddeln. Dann natürlich nur mit Älv.

Der "Saimaa" ist der größte See Finnlands. Er liegt im Südosten des Landes zwischen Helsinki und der russischen Grenze. Er hat tausende von Inseln und bildet mit seinem Labyrinth aus Seitenarmen und Buchten ein ideales Paddelrevier.

Alle Photos sowie Text zu "Saimaa": Wolfram H.